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Mit dem Deutschlandticket sparen wir nicht nur CO2, sondern auch Geld

Im Jahr 2027 könnte das Deutschlandticket auslaufen. Die neue Regierung darf sozial verträglichen Klimaschutz nicht aufgeben.

4 Minuten Lesedauer
Etwa 13 bis 14 Millionen Menschen nutzen regelmäßig das Deutschlandticket. Credit: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Von der neuen Bundesregierung die große Vision zu den Themen Klima und Soziales zu erwarten, mag naiv sein. Doch das Aller-, Allermindeste, was die neue Bundesregierung fürs Klima tun sollte, ist das Deutschlandticket abzusichern. Und das, und diese Bedingung ist zentral, zu einem sozialen Preis. CDU/CSU und SPD sind sich zwar darin einig, dass das Ticket verlängert werden soll. Aber wie viel es dann ab dem Jahr 2027 kosten soll, will man noch nicht festlegen. Das zähe Ringen verdeutlicht: In Deutschland herrscht Klima-Klassenkampf.

Dem Klima hat das Ticket geholfen

Feststeht: Das Deutschlandticket ist als Klimamaßnahme sehr effektiv. Das Ziel, mehr Menschen in den ÖPNV zu bringen und dabei Emissionen einzusparen, ist erreicht worden. Das Deutschlandticket regt einer neuen Metastudie zufolge dazu an, öfters vom Auto auf Bahn und Bus umzusteigen. Insgesamt seien 12 bis 16 Prozent aller Fahrten mit dem Ticket von einer Autofahrt aus verlagert worden. In dem Report, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, berichten die Autorinnen und Autoren, dass durch das Ticket Emissionen zwischen 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart worden sind. Der Autoverkehr ist um bis zu 5 Prozent gesunken. Demzufolge könne der Effekt mit dem einer moderaten Erhöhung des CO2-Preises im zweistelligen Bereich verglichen werden – nur nicht über eine Verteuerung fossiler Fortbewegung, sondern über eine Vergünstigung grüner Mobilität.

Nun sind eingesparte 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen CO2 nicht ansatzweise genug. Bis zum Jahr 2030 darf Deutschland auf jährlich maximal 85 Millionen Tonnen CO2 im Verkehrssektor kommen, um seine Klimaziele zu erreichen. 2024 emittierte Deutschland noch 143,1 Millionen Tonnen. Nahe liegt, dass die angehende Bundesregierungen ihre Bemühungen gegen den Klimawandel im Verkehrsbereich nicht auf das Ticket als populäre Maßnahme beschränken darf. Noch ist die Infrastruktur zum Laden eines E-Autos nicht ausgebaut, noch machen Inlandsflüge in Deutschland 2,4 Millionen Tonnen CO2 aus. Nicht zuletzt muss auch beim ÖPNV selbst angesetzt werden. Verkehrsbetriebe ächzen unter gestiegenen Kosten und mangelndem Personal, die Deutsche Bahn macht bei einer Rekord-Unpünktlichkeit weiter Milliardenverluste. Als Ursache benennt das Unternehmen die nachgeholten Investitionen in die Infrastruktur, als auch die Kosten dafür, dass sie nicht früher getätigt worden sind. Wie praktisch, dass die Ausnahme von der Schuldenbremse über zehn Jahre 500 Milliarden Euro Investitionen in Infrastruktur ermöglicht. Damit viele Leute mit der Bahn fahren, muss sie möglichst für alle zugänglich und attraktiv sein, also pünktlich und preiswert. Unter anderem könnten viele neue Kundinnen und Kunden gewonnen werden, wenn Verbindungen auf dem Land ausgebaut werden. Dort nämlich gibt es die wenigsten Deutschlandticket-Abos – nicht verwunderlich, wenn das Angebot fehlt. Ausbau und eine langfristige Perspektive auf das Ticket müssen also Hand in Hand gehen.

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Xenia Miller

Xenia Miller ist Redakteurin bei Surplus. Sie hat Politikwissenschaften und Politische Theorie studiert und hat vorher bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gearbeitet.