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Das Wirtschaftsmagazin

Exportstopp und Deals: Kampf um Kongos Kobalt

Ein Exportstopp auf Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo treibt den Preis in die Höhe. Nun steht ein Deal mit den USA ins Haus. Wer profitiert? 

4 Minuten Lesedauer
Auf einer Minen-Konferenz im Kongo wird ein E-Auto ausgestellt – für dessen Produktion sind bestimmte Mineralstoffe nötig. Credit: IMAGO/ZUMA Press Wire

Die neue Bundesregierung setzt in Fragen Mobilität auf das E-Auto. Statt der so dringend nötigen sozial gerechten Verkehrswende wird die Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr fortgeschrieben. Das ist nicht bloß Zeugnis der Macht der deutschen Autoindustrie und offenkundiger Verachtung für die Folgen der Klimakrise. Der Plan beruht auch auf einer Reihe äußerst wackeliger Annahmen über die Verfügbarkeit von Ressourcen auf globalen Märkten. 

Für die Produktion von E-Autos muss die Versorgung der Hersteller unter anderem mit Kobalt, Grafit, Lithium, Mangan und Nickel sichergestellt sein. Zahlreiche Autohersteller wie auch die Bundesregierung scheinen dabei allerdings die Rechnung ohne Félix Tshisekedi gemacht zu haben. Wenn sie ihn nicht kannten, so ist ihnen der 61-jährige Präsident der Demokratischen Republik Kongo (DRK) spätestens seit dem 22. Februar dieses Jahres ein Begriff. Denn an diesem Tag verhängte die Behörde zur Regulierung und Kontrolle der Märkte strategischer Mineralstoffe in der DRK ein viermonatiges Embargo zur Ausfuhr von Kobalt. Sogar eine Verlängerung des Embargos wäre möglich. Mit diesem Schritt zielt die sozialdemokratische Regierung auf eine Stabilisierung des Kobalt-Preises ab. Dieser ist seit einem Hoch von ca. 81.000 US-Dollar pro Tonne 2022 auf einem Negativrekord von nur circa 22.000 US-Dollar im Februar dieses Jahres abgestürzt. Das passte der Regierung Tshisekedis nicht in den Plan, denn die Erlöse aus dem Kobaltexport sind, trotz zahlreicher Unabwägbarkeiten in der Besteuerung, wichtige Stütze des Staatshaushaltes. Die Finanzen des Landes sind auch aufgrund des derzeit immer weiter eskalierenden bewaffneten Konfliktes zwischen Regierungstruppen und den von Ruanda gestützten M23-Rebellen im Osten des Landes prekär. 

Die Entscheidung der Regierung ist deswegen so brisant, weil im Kongo aktuellen Schätzungen zufolge 72 Prozent der globalen Produktionskapazitäten liegen. Neun von zehn der weltweit größten Kobalt-Minen sind in der DRK. Mit einem jährlichem Produktionsvolumen von 220.000 Tonnen beträgt die Produktion knapp das zehnfache des zweitgrößten Exportlandes, Indonesien. Die Reaktion globaler Märkte ließ nicht lange auf sich warten. Binnen drei Wochen, bis zum 14. März, stieg der Preis pro Tonne Kobalt um fast 60 Prozent, auf knapp 36.000 US-Dollar pro Tonne. Seit dem 24. März pendelt der Preis sich auf ca. 33.000 US-Dollar die Tonne ein. 

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Robin Jaspert

Robin Jaspert ist Politökonom und promoviert an der Goethe-Universität in Frankfurt. Er forscht zu Staatsfinanzen, Süd-Nord-Beziehungen, Fiskal- und Geldpolitik.