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Das Wirtschaftsmagazin

Weber: Der freie Markt gefährdet unsere Zukunft

Wenn Katastrophen die beste Zeit für Unternehmensgewinne sind, gibt es wenig Hoffnung für die Zukunft.

Isabella Weber kritisiert den Katastrophen-Kapitalismus. Collage: Surplus

Wir brauchen mehr Resilienz. Diese Lektion wird im Allgemeinen aus der Corona-Pandemie gezogen und gilt für jede Dimension der globalen Vielfachkrise. Wir hören Rufe nach mehr Cyber-, Klima-, Demokratie- und Lieferketten-Resilienz. Was jedoch in all dem neu gefundenen Interesse an Widerstandsfähigkeit eine Leerstelle bleibt, ist die Tatsache, dass mächtige Unternehmen infolge zahlreicher globaler Schocks Rekordgewinne eingefahren haben. Das gilt zum Beispiel für die Energie- und Schifffahrtsbranche. Krieg, Pandemie und Klimakatastrophe haben die Preise für lebensnotwendige Güter wie Transport, Energie und Lebensmittel in die Höhe schnellen lassen. Für viele Menschen war das Ergebnis eine Krise der Lebenskosten, aber für die verantwortlichen Unternehmen war es eine Zeit von Rekordprofiten.

Solange Katastrophengewinne außer Kontrolle geraten, besteht wenig Hoffnung auf echte gesellschaftliche Resilienz. Denn wenn man zulässt, dass die Preise als Reaktion auf externe Schocks explodieren, haben Unternehmen keine Anreize, sich auf zukünftige Katastrophen so vorzubereiten, dass es nicht zu Engpässen kommt. Welches Unternehmen könnte eine Situation verhindern wollen, die die besten finanziellen Ergebnisse seit Jahrzehnten oder sogar seit einem Jahrhundert gebracht hat? Es ist fatal, dass gerade die Logistik- und Energieunternehmen von Katastrophen profitieren, da die gesamte Wirtschaft von ihnen abhängig ist.

Begrenzung von Katastrophengewinnen

Wenn wir es mit der gesellschaftlichen Widerstandsfähigkeit ernst meinen, muss das Gewinnstreben einzelner Unternehmen an dem Ziel der Resilienz ausgerichtet werden. Denn das Profitmotiv der Unternehmen ist die mächtigste Triebkraft in unserer Wirtschaft. Sich dagegen zu stellen, ist, als würde man versuchen, ein Flugzeug zum Fliegen zu bringen, während man die Schwerkraft ignoriert.

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