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Klimakrise: Warum die USA Grönland erobern wollen

Durch die Klimakrise steht der Arktische Ozean im Zentrum geopolitischer Interessen. Nicht nur für Trump ist Grönland wichtig.

4 Minuten Lesedauer
Protestierende gehen in Grönlands Hauptstadt Nuuk auf die Straße gegen Trump. Credit: IMAGO / Ritzau Scanpix

Trump glaubt nicht wirklich an die Klimakrise – doch er handelt so, als ob er es täte. Der US-Präsident will Grönland zu einem Teil der Vereinigten Staaten machen. Die USA verfolgen in Grönland wirtschaftliche und geopolitische Interessen im Rahmen der eskalierenden Klimakrise. Denn die Eisschmelze lässt Landmasse frei werden, was eine neue geostrategische Lage sowie neue Handelsrouten hervorbringt. Ziel der USA im arktischen Ozean ist, diese Handelsrouten zu kontrollieren, seltene Erden abzubauen und ihre militärische Macht auszubauen.

US-amerikanische Drohgebärden

Die Annexion Grönlands ist keine fixe Idee des Präsidenten, sondern erklärtes Ziel der US-Regierung. Laut der Washington Post liegen bereits erste Kostenrechnungen für eine potenzielle Annexion Grönlands vor. Ein Szenario ist, dass die USA Grönland einen besseren »Deal« anbieten und so von einer Eingliederung in die USA überzeugen. Laut der New York Times ist zudem eine Social Media Kampagne in Planung, die die Grönländerinnen und Grönländer von den USA überzeugen soll – etwa durch den Verweis auf die kulturelle Nähe zur Inuit-Bevölkerung in Alaska. Sollten diese Maßnahmen nicht greifen, sind laut Trump auch militärische Handlungen »nicht vom Tisch«, wie er bei NBC News sagte.

Eisschmelze und Welthandel

Für Trumps Pläne ist die Nordwestpassage von großem Interesse: Sie führt durch das Kanadische Archipel und würde den Fahrweg zwischen dem asiatischen und dem europäischen Kontinent um bis zu zwei Wochen verkürzen. Grönland liegt auf der Route und stellt einen strategisch wichtigen Ort dar, um internationale Handelswege zu kontrollieren. Das Interesse an Schiffsrouten spiegelt sich in anderen expansiven Bestrebungen Trumps wider – der Präsident möchte auch den Panama-Kanal kontrollieren.

Heute fahren Schiffe auf dem Weg von Shanghai nach Rotterdam noch durch den Suez-Kanal, denn der Welthandel wird sich erst in einigen Jahren Richtung arktischer Ozean verlagern. Obwohl die Klimakrise rapide voranschreitet und sich die Arktis in einer »Todes-Spirale« befindet, ist die Nordwestpassage in näherer Zukunft noch nicht befahrbar. Auch bei weiterem massiven Eisschmelzen gehen Prognosen zunächst von dreimonatigen Zeitfenstern aus, in denen die Passage tatsächlich offen sein könnte. Außerdem bräuchte es für die kommerzielle Schifffahrt Eisbrecher, die sind jedoch Mangelware. Dänemark besitzt keine, Russland weltweit am meisten, die USA baut ihre Flotte aus. Doch Eisplatten aufzubrechen gefährdet die Lebensgrundlage der grönländischen Bevölkerung, da so die Eismassen zerstört werden, auf denen gefischt und gejagt wird. 

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Caroline Rübe

Caroline Rübe ist Politökonomin und arbeitet im Konzeptwerk Neue Ökonomie. Caroline benutzt alle Pronomen.