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Das Wirtschaftsmagazin

Ein libertärer Messias kann Argentinien nicht retten

Javier Mileis Wirtschaftspolitik wird kein neues, goldenes Zeitalter hervorbringen. Ein nüchterner Blick zeigt, dass sich die Lage des Landes verschlimmern könnte.

9 Minuten Lesedauer
Collage: Surplus

Seit Wochen sind tausende Rentner in Argentinien auf der Straße, die Polizei rückt mit Härte vor, die Protestierenden nehmen die Rentenkürzungen nicht hin. Zuletzt eskalierten die Proteste im März, als sich die Fans von zwölf argentinischen Fußballclubs – darunter Boca Juniors und River Plate – den Demonstrationen angeschlossen. Glaubt man allerdings einem Großteil der wirtschaftsliberalen Presse, so stehen Argentinien goldene Zeiten bevor. Präsident Javier Milei habe mit radikalen Maßnahmen die Folgen des jahrzehntelangen Sozialismus beseitigt, von nun an geht es aufwärts, meinen Wirtschaftsliberale. Vermutlich gibt es über kein anderes Land der Welt derzeit eine irreführende Berichterstattung als über Argentinien. 

Die wirtschaftsliberale Presse spielt dabei der globalen Rechten in die Hände. Denn inmitten eines globalen, konservativ-autoritären Rechtsrucks ist es von hoher politischer Relevanz, dass das Projekt »Milei« als erfolgreich verkauft wird. Sollte es nämlich scheitern, läge das wirtschaftsideologische Fundament der libertären Rechten in Trümmern. 

Um das Chaos der Gegenwart zu verstehen, ist ein Blick in die ökonomischen Turbulenzen der Vergangenheit notwendig. Dieser vermittelt einen Eindruck davon, wie sehr die argentinische Bevölkerung und Wirtschaft gelitten haben. Der Weg, den Argentinien in den letzten Jahrzehnten beschritten hat, ist einer der ständigen Krisen, Währungsabwertungen und von außen aufgezwungenen, schmerzhaften Reformen, die dem Land die Perspektive raubten. 

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Patrick Kaczmarczyk

Dr. Patrick Kaczmarczyk ist Ökonom an der Universität Mannheim und Redakteur bei Surplus. Zuletzt war er Leiter für volkswirtschaftliche Grundsatzfragen beim Wirtschaftsforum der SPD und UNO-Berater.