Es ist die Überraschung dieser Bundestagswahl: Die Linke hat mit 8,7 Prozent den Einzug ins Parlament geschafft. Sie gewann insgesamt sechs Direktmandate, darunter vier in Berlin. Nach der jahrelangen Krise der Partei, die vor allem aus ihrer Zerstrittenheit resultierte, hat sich die Linke innerhalb des letzten Jahres neu aufgestellt und strategisch neu ausgerichtet.
In der Kommunikation setzte Die Linke auf wenige, aber für die Bevölkerung zentrale Themen: Wohnungsnot, hohe Preise, Ungleichheit. Sie machte konkrete Angebote, um Menschen zu helfen: Mit der »Mietwucherapp« und dem »Heizkostencheck« konnten potenzielle Wählerinnen ausrechnen lassen, ob ihre Miete zu hoch oder ihre Heizkostenabrechnung fehlerhaft ist. Eine Reihe von Linken-Politikern begann, Sozialsprechstunden anzubieten und versprach, ihr Bundestagsgehalt auf ein deutsches Durchschnittsgehalt zu deckeln. Engagierte und Parteimitglieder haben nach Angaben der Partei an über 650.000 Türen geklopft und mit Menschen aus über 200 Städten und Gemeinden gesprochen, um herauszufinden, was sie bewegt.
Die Linke setzte also auf Parteiarbeit als Sozialhilfe und inszenierte sich als »Kümmerer-Partei«, die den Menschen zuhört. Wichtig für ihren Erfolg dürfte aber gewesen sein, dass sie dabei nicht wie die Arbeiterwohlfahrt klang. Pointierte Wahlplakate mit neuen Slogans trugen ebenso zum neuen Ton der Partei bei wie zahlreiche Medienauftritte, in denen vor allem die Spitzenkandidaten Jan van Aken und Heidi Reichinnek mit einer Mischung aus Freundlichkeit, Selbstironie und Angriffslust wohl viele Menschen überzeugten.
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