Spitzenpolitiker fast aller Parteien sind sich einig: Deutschland versinkt im Migrationschaos. Friedrich Merz will die »täglich stattfindenden Gruppenvergewaltigungen aus dem Asylbewerber-Milieu« beenden, die er im Bundestag bei der Werbung um seinen Anti-Migrationskurs erfand. Im Kanzlerduell rühmte sich Olaf Scholz, die Abschiebungen »um 70 Prozent« gesteigert zu haben. Selbst Robert Habeck stimmte mit seiner »Vollstreckungsoffensive« in diesen Chor ein.
Als intuitiver Beweis für die vermeintlich gestiegene Kriminalität durch Migration dienen die grausamen Gewalttaten in Solingen, Aschaffenburg und zuletzt in München, die von Asylsuchenden begangen wurden. Es ist verständlich, dass Menschen durch diese Taten verunsichert sind und sich die Frage stellen, ob sie durch eine härtere Migrationspolitik hätten verhindert werden können. Wenn Politiker aber so tun, als ließe sich die innere Sicherheit durch Grenzschließungen und Abschottung erhöhen, täuschen sie ihre Wähler und spalten die Gesellschaft. Denn Kriminalität steigt nicht durch Migration, wie eine Studie des ifo-Instituts – im Einklang mit einem großen Teil der Migrationsforschung – zeigt. Kriminalität steigt vielmehr durch Armut, wirtschaftliche Prekarität und die damit verbundene Perspektivlosigkeit.
Der Ausgangspunkt der Untersuchung der Forscher Joop Adema und Jean-Victor Alipour ist die neueste Polizeiliche Kriminalstatistik, die den Zusammenhang von Kriminalitätsdelikten und Migration verzerrt darstellt, wie die Forschenden zeigen können. Nichtdeutsche sind nach der Polizeistatistik tatsächlich häufiger tatverdächtig als Deutsche, doch das liegt laut den Studienautoren nicht daran, dass sie Migrantinnen sind, sondern dass sie häufig in abgehängten Gegenden wohnen, in denen auch Menschen mit deutschem Pass viel häufiger kriminell werden, als der Rest der Bevölkerung. Wenn Migranten dagegen in Regionen ziehen, die wenige Kriminalitätsfälle aufweisen, werden auch sie seltener zu Kriminellen. Die Studie zeigt, dass weder Ausländer noch Geflüchtete überdurchschnittlich zu Straftaten neigen, insbesondere nicht bei Gewalt- oder Sexualdelikten.
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