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Das Wirtschaftsmagazin

Musk als Vorbild: Rückt die Startup-Szene nach rechts?

Junge Gründer übernehmen auch in Deutschland die libertäre Rhetorik ihrer Vorbilder Musk und Thiel. Driftet die Szene nach rechts? 

Protestierende gegen die AFD in Köln halten ein Plakat mit Elon Musks Hitlergruß. Credit: IMAGO/NurPhoto

Elon Musk wurde einst als Visionär gefeiert. Er startete Marsmissionen und revolutionierte die E-Mobilität. Heute steht er für etwas anderes: den Rechtsdrift der Tech-Welt. Sein Hitlergruß bei Präsident Trumps Amtseinführung ist nicht nur eine verstörende Geste, sondern ein Symbol für eine Branche, die sich zunehmend von ihrer progressiven Fassade verabschiedet. Auch in der deutschen Startup-Szene findet dieser neue autoritäre Geist seine Anhänger. Junge Gründer, die sich als Rebellen gegen das Establishment sehen, übernehmen oft unkritisch die libertäre Rhetorik ihrer Vorbilder Musk und Thiel. Wie konnte sich eine Industrie, die einst für grenzenlose Innovation stand, in eine Spielwiese für autoritäre Hardliner verwandeln? 

Die Antwort liegt in der neuen Allianz zwischen Tech-Elite und Politik: Aus selbsternannten Rebellen wurden Königsmacher, die bereitwillig vor der Macht buckeln – solange sie mit ihren Steuern davonkommen. Die Akteure dieser neuen Tech-Elite sehen sich selbst als meritokratische Macher, die ihre Position allein ihrem eigenen Talent und ihrer harten Arbeit verdanken. Doch diese Selbstwahrnehmung ist ein Mythos. Ihr Erfolg basiert oft auf einem Mix aus Privilegien, Netzwerken und öffentlicher Finanzierung – während sie gleichzeitig den Staat als Hindernis brandmarken. Elon Musk, Peter Thiel und viele andere predigen Innovation und Disruption, doch ihre Politik dient vor allem der eigenen Bereicherung. Musk fordert öffentliche Gelder für seine Infrastrukturprojekte, während er gleichzeitig staatliche Regulierung als überflüssig abtut. 

Thiel hat in der Vergangenheit explizit die Demokratie als ineffizient bezeichnet und in einem kürzlich wieder aufgetauchten Video von Februar 2024 den NS-Juristen Carl Schmitt zitiert, um die Vereinbarkeit von Demokratie und Freiheit infrage zu stellen. Er finanziert gezielt Kandidaten, die das politische System weiter deregulieren wollen – ein Kurs, der ihm finanziell zugutekommt. Seine Investments in Datenanalyse-Firmen wie Palantir, die eng mit staatlichen Behörden zusammenarbeiten, profitieren von schwächeren Datenschutzgesetzen und ausgebauter Überwachung. Gleichzeitig erleichtert eine deregulierte Wirtschaftspolitik das aggressive Wachstum seiner Unternehmen und schützt seine Monopole vor staatlichen Eingriffen. 

Die Allianz zwischen Musk und Trump verdeutlicht, wie die Tech-Elite ihre immense Macht dazu nutzt, demokratische Prozesse zu unterminieren und sich gleichzeitig als Heilsbringer zu inszenieren. Musk stilisiert sich als Retter der Meinungsfreiheit, während er Plattformen wie X gezielt für rechte Narrative öffnet. Thiel gibt sich als Verfechter von Innovation und Fortschritt, während er mit seinen Investments in Überwachungsunternehmen und politisch fragwürdigen Kandidaten genau die Strukturen fördert, die autoritäre Kontrolle ausbauen.

Make Europe Great Again? 

Die Reaktionen der deutschen Startup-Szene auf Elon Musks Unterstützung der AfD könnten unterschiedlicher nicht sein und zeigen die Spannungen innerhalb einer Branche, die zwischen Progressivität und problematischer Heldenverehrung schwankt. Verena Pausder, Vorsitzende des Startup-Verbands, sticht positiv hervor. Mit ihrer klaren Absage an die AfD beschreibt sie das Startup-Ökosystem als »weltoffen und zukunftsorientiert« und positioniert sich entschieden gegen die Normalisierung rechtsextremer Tendenzen. Ihre Haltung macht deutlich, dass der Erfolg der Tech-Branche untrennbar mit Diversität und gesellschaftlicher Verantwortung verbunden ist – eine Perspektive, die in der Szene selten so klar vertreten wird. 

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