Schichtende bei VW Zwickau. Der Lackierer Tom Ritter* erzählt bei einer Zigarette vor dem Werkstor, dass er »oben im Erzgebirge« ein E-Auto von der chinesischen Marke BYD gesehen habe: Durch die verschneiten Wälder im sächsischen Gebirge schleichen anscheinend chinesische E-Modelle. Auf die Frage nach der Stimmung bei VW antwortet er in ehrlichem sächsisch: »schlecht«. Ende November protestierte er in der Kälte, um die drohende Werksschließung zu verhindern. Diese blieb zwar aus, doch der Frust in Zwickau hält an. Die Zukunft der Region ist trüb, wie der Nebel, der sich an den Wintertagen um das Werk legt. Dabei galt es als Vorreiter der E-Mobilität in Europa.
Das Werk in Zwickau war das erste in Deutschland, das 2018 komplett auf den E-Auto-Bau umstieg. Volkswagen investierte rund 1,2 Milliarden Euro, um Anlagen und Logistik umzustellen – ein komplizierter und langwieriger Prozess. Vertraute Arbeitsabläufe mussten umgestellt werden, Teams wurden neu zusammengesetzt – und die E-Mobilität rief am Anfang viel Skepsis hervor. Christian Sommer, Leiter der Kommunikation in Zwickau, sagt nicht ohne Stolz, dass »das Werk für den gesamten Konzern die E-Mobilität möglich gemacht hat. Das haben wir in knapp zweieinhalb Jahren während widrigster Bedingungen geschafft«. Corona, Halbleitermangel und der Ausbruch des Ukrainekriegs verlangten der Belegschaft viel ab. Das zu stemmen »war eine Mannschaftsleistung«, sagt Sommer. Mitten in Sachsen wollte VW in eine klimaneutrale Zukunft aufbrechen. Sie trauten den Arbeiterinnen und Arbeitern und der gesamten Autoregion damit viel zu: Hier sollten die Fahrzeuge der Zukunft gebaut werden; elektrisch, leise, klimafreundlich – doch von fünf E-Autos, die Zwickau baute, soll nun nur noch eins produziert werden. Das hat Folgen für die ganze Zuliefererindustrie in Sachsen. Es ist ein schwerer Schlag für den Osten, wo die AfD gerade Rekordgewinne erzielt – bekanntlich auch mit einem Kulturkampf für den Verbrenner.