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Das Wirtschaftsmagazin

Lang: »Die Grünen werden als Elitenprojekt wahrgenommen.«

Die soziale Frage steht bei den Grünen nicht an erster Stelle. Wieso sich ihre Partei strategisch neu ausrichten muss, erklärt Ricarda Lang im Interview.

Ricarda Lang in ihrem Büro im Bundestag. Foto: Andy King

Ricarda Lang war von Februar 2022 bis November 2024 Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Bei der Bundestagswahl 2025 kandidiert Lang erneut im Wahlkreis Backnang – Schwäbisch Gmünd. Im Interview erklärt sie, warum die Grünen die soziale Gerechtigkeit wieder stärker in den Mittelpunkt stellen müssen.

Surplus: Haben sich die Grünen nach Ihrem Rücktritt nun endgültig vom Thema soziale Gerechtigkeit verabschiedet?

Ricarda Lang: Nein, auf keinen Fall. Und das wäre für mich auch die schlechteste Lehre, die man aus meinem Rücktritt und aus dem Scheitern der Ampel ziehen könnte. Also, nach dem Motto: »Jetzt haben wir es mal probiert mit der sozialen Gerechtigkeit und das hat nicht funktioniert. Jetzt lassen wir das wieder.« So ist es natürlich nicht.

Wie soll sich die Partei strategisch ausrichten?

Die Grünen werden als Elitenprojekt wahrgenommen. Solange das der Fall ist, können wir die Mitte der Gesellschaft nicht gewinnen. Ich will keine Klientelpartei, ich will auch nicht eine Partei, die nur für einen kleinen Teil des liberalen Bürgertums da ist, sondern ich will eine Partei, die eine Mehrheit in der Bevölkerung anspricht. Aber das wird nur passieren, wenn sich auch Menschen mit mittleren und kleinen Einkommen darauf verlassen können, dass wir ihre Interessen vertreten.

Also möchten Sie, dass die Grünen eine »Bündnisspartei« werden, wie Robert Habeck es ausgedrückt hat?

Ich möchte, dass wir Bündnisse außerhalb des grünen Milieus schließen. Ich finde, dass die Kampagne »Wir fahren zusammen« ein sehr spannendes Projekt innerhalb der letzten Jahre war, bei dem Fridays For Future gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi Aktionen gemacht hat, um den Arbeitskampf der Beschäftigten im ÖPNV zu unterstützen. Genau diese Bündnisse zwischen Klimaschützern und Arbeitnehmerinnen wird es brauchen, um das Vertrauen einer breiten Wählerschaft zu gewinnen.

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