Hamburg gehört zu den reichsten Regionen Europas, gleichzeitig herrscht in der Stadt große Armut. Mit einem BIP von 150 Milliarden Euro liegt Hamburg europaweit an sechster Stelle der wirtschaftsstärksten Regionen. Davon zeugen auch die 40.000 Vermögensmillionäre, von den aktuell etwa 226 Milliardären in Deutschland dürfte jeder Zehnte auch in Hamburg wohnen.
Doch der Reichtum kommt unten nicht an. Das Statistikamt Nord weist für das Jahr 2020 ein Durchschnittsgehalt der gut einer Million Steuerpflichtigen in Hamburg von 48.000 Euro im Jahr aus; zwei Drittel aller Hamburger erreichen das nicht. Die Hälfte aller Beschäftigten verdient weniger als 2.500 Euro im Monat. Die über 1.300 Einkommensmillionäre in Hamburg haben andere Probleme als die rund 5.400 offen oder verdeckt Obdachlosen.
Im Bezirk Altona, zu dem die noblen Elbvororte zählen, liegt das Durchschnittsgehalt bei über 60.000 Euro, im Bezirk Hamburg-Mitte bei etwa der Hälfte, nämlich 33.000 Euro. Betrachtet man die Stadtteile, wird der Abstand zwischen Armut und Reichtum noch deutlicher. In den ärmsten Stadtteilen wird im Schnitt nur 17.000 Euro im Jahr verdient, in den reichsten zehnmal so viel, fast 170.000. Das spiegelt sich auch in der Lebenserwartung der Menschen. Während diese auf der armen Veddel bei 72 Jahren liegt, werden die Menschen im reichen Poppenbüttel im Durchschnitt 87 Jahre alt. 15 Jahre Unterschied in der Lebenszeit, das ist die Hamburger Wirklichkeit.
Derweil plakatiert die regierende Hamburger SPD großflächig die Parole: »Vereint«. In der letzten Bürgerschaftswahl hieß der Werbespruch: »Die ganze Stadt im Blick«. Doch Hamburgs Bürgermeister blickt von manchen Plakaten tatsächlich nur auf den reicheren Teil Hamburgs nördlich der Elbe, der ärmere Bezirk Harburg südlich der Elbe wird gerne ignoriert. Das lässt sich auch an der Zahl der U- und S-Bahn-Haltestellen ablesen. Davon gibt es in ganz Hamburg 163. In Harburg finden die 176.000 Bewohner, gut 9 Prozent der Bevölkerung, nur ganze sechs Stationen. Noch immer gibt es in Harburg zwar einen desolaten Bahnhof, aber keine U-Bahn. Wie es sich auch für die meist ärmeren Bewohner im Osdorfer Born oder in Steilshoop (beide im Norden der Stadt) gehört, fährt man mit dem Bus. Trotzdem hat die SPD in Harburg ihre treuesten Anhänger.
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