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Wachstumsschwäche: Vom Fordismus bis zur Franchise-Ära

Die Wachstumsraten sinken weltweit. Das liegt auch an Monopolunternehmen, die mehr in geistiges Eigentum investieren als in reale Produktion.

Eines der erfolgreichsten Franchise-Unternehmen der Welt: Starbucks. Credit: IMAGO/NurPhoto

5,3 Billionen Dollar an Konjunktur- und Entlastungsausgaben der US-Regierung haben die Wirtschaft auf den Wachstumspfad vor der Coronapandemie zurückgebracht. Doch dieser Wachstumspfad war weder vor noch nach der Finanzkrise 2008 besonders robust. Der langsame Verfall der Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) war auch nicht nur in den USA zu beobachten. Insgesamt ist das Wachstum des realen Pro-Kopf-BIPs in den sieben größten reichen Volkswirtschaften – der G7, bestehend aus den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada – von den 1980er bis zu den 2010er Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen.

Ökonomen haben diese Wachstumsschwäche als »säkulare Stagnation« bezeichnet. Der Begriff bezeichnet eine dauerhafte Phase des langsamen Wachstums von Produktivität, Investitionen, Produktion und damit auch des Pro-Kopf-Einkommens. Die Große Depression der 1930er Jahre löste die erste Debatte über säkulare Stagnation aus, in der John Maynard Keynes und Michał Kalecki gegen Joseph Schumpeter antraten. Erstere sahen ungenutzte Arbeitskräfte und ungenutzte industrielle Kapazitäten und forderten eine aggressive Fiskalpolitik und staatlich gelenkte Investitionen, um das Wachstum wiederherzustellen. Letzterer sah in den ungenutzten Kapazitäten den Beweis für die Schädlichkeit von Überinvestitionen und zu hohen Löhnen und forderte die Liquidierung von Unternehmen in Schwierigkeiten und Lohnkürzungen.

Keynes und Kalecki sahen in der Einkommensungleichheit die Ursache für die Stagnation. Reiche Menschen haben eine höhere Spar- und geringere Konsumquote, was die Gesamtnachfrage verringert. Ihre Bemühungen, mehr zu sparen, führen – entgegen der Intuition – nicht zu produktiveren Investitionen. Stattdessen scheuen Unternehmen, die mit einer schwächeren Konsumnachfrage konfrontiert sind, vor neuen Investitionen zurück. Sie befürchten, dass sie noch mehr überschüssige und damit unrentable Kapazitäten haben. Schumpeter hingegen verortete die Stagnation auf der Angebotsseite. Große Produktivitäts- und damit Wachstumssprünge können ihm zufolge nur entstehen, wenn die Unternehmer mit dem Versprechen von Monopolgewinnen genügend Kredite mobilisieren, um revolutionäre Investitionen in neue Transportsysteme, Energiequellen und Produktionsverfahren zu tätigen.

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