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Das Wirtschaftsmagazin

Wochenbrief: Politisiert Trump die Finanzmärkte? + EZB-Zinsentscheid

Der Welthandel und Finanzmärkte wanken. Kommt jetzt die nächste Krisenphase mit der Politisierung der Finanzmärkte?

3 Minuten Lesedauer
IMAGO / UPI Photo

Guten Morgen,

Während Welthandel und Finanzmärkte wanken, geht Deutschland zur Tagesordnung über: Der Koalitionsvertrag steht! Hier einige unserer Analysen:

Nach Wahlkampf, Finanzpaket, Sondierungen und Koalitionsverhandlungen dürfte die deutsche Politik nun über Ostern etwas ruhiger werden. Doch Trumps Handelskrieg dürfte die Turbulenzen auf internationaler Ebene auch in dieser Woche fortsetzen.


Diese Woche geht es um: 

  • Ab Montag, 14. April: Kommt die Politisierung der Finanzmärkte?
  • Donnerstag, 17. April: EZB-Zinsentscheid

Ab Montag, 14. April: Kommt die Politisierung der Finanzmärkte?

Wie sehr schwächt Donald Trump den Dollar und die US-Wirtschaft? Das ist eine der entscheidenden Fragen dieser Tage. Wie Surplus-Herausgeber Adam Tooze zeigt, steht die USA vor einem entscheidenden Punkt. Bisher geschahen drei Phasen:

  1. Phase: Abverkauf von Aktien
  2. Phase: Abverkauf von Staatsanleihen
  3. Phase: Abverkauf des Dollars

Ab der dritten Phase kommen Schwellenländer in ernsthafte Schwierigkeiten, so Tooze. Letzten Donnerstag deutete sich unter dem Motto »Sell America« genau die vierte Phase an:

  1. Phase: Politisierung der Finanzmärkte

In dieser Phase reißen populistische Politiker den Schleier der Marktneutralität ein, so Tooze. Sie erheben Vorwürfe, verurteilen Spekulanten, Gerüchtemacher und die »Zinslobby«.

So weit ist es bisher noch nicht gekommen. Am Freitag beruhigten sich die Märkte. Am Freitagabend veröffentliche das Weiße Hause eine »Klarstellung der Ausnahmen«, voraus geschlossen Trump die Zölle auf Smartphones und andere Unterhaltungselektronik zurücknimmt. Auch China interpretierte es so, wie es schien und sagte, dass es »ein kleiner Schritt für die USA, um ihre unrechtmäßigen einseitigen gegenseitigen Zölle zu korrigieren« sei.

Doch diese Klarstellung war dann doch nicht so klar: Handelsminister Howard Lutnick sorgte am Sonntag umgehend für neue Verunsicherung, indem er suggerierte, dass sie doch betroffen sind. Wenige Stunden bevor Sonntagabend die ersten Börsen in anderen Zeitzonen öffnen.

Nichts von diesem neuen Chaos ahnend stellte Adam Tooze dennoch bereits am Freitag entscheidende Fragen für die kommende Woche:

  • Beginnen die Märkte zu versagen – nicht im Sinne von Schwankungen, sondern durch eine gestörte Preisbildung?
  • Greift die US-Notenbank (Fed) ein?
  • Nimmt der Druck der Politisierung der Märkte und der damit verbundenen Kommentare weiter zu und untergräbt die Legitimität des Dollarsystems?

Für alle, die einige Wendepunkte der letzten Wochen verpasst haben: Mit Adam habe ich die Geschehnisse Schritt für Schritt im Video nachbesprochen.

Tooze: Trumps Zölle haben keine industriepolitische Logik (Video)
Mit seiner Zollpolitik bringt Donald Trump den Welthandel und die Finanzmärkte ins Wanken. Doch hinter dieser Politik steckt keine ökonomische Logik.

Donnerstag, 17. April: EZB-Zinsentscheid

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor ihrem ersten Zinsentscheid seit Trumps »Liberation Day«. Der Finanzmarkt erwartet einheitlich einen weiteren Zinsschritt am Donnerstag und einen weiteren im Juni. Anschließend wird eine Zinspause prognostiziert, was vor allem auf die Annäherung der Inflationsrate an das EZB-Ziel zurückzuführen sein dürfte. Entscheidend für die weitere geldpolitische Perspektive dürfte vor allem die Entwicklung des Handelskriegs sein – wie hoch ist der Einfluss auf die Wirtschaftsauslastung, die Inflation sowie die Staatsanleihen in der EU? Gegenwärtig sein die Vorhersagbarkeit »äußerst gering«, sagte EZB-Präsidentin Lagarde kürzlich.


Merz-Update nach der Wahl: 
Der Wettmarkt sieht die Chance seiner Kanzlerschaft bei 98 Prozent.
Das Wettvolumen beträgt derzeit 36.449.747 Dollar.


Ich hoffe, dass Dir dieser Newsletter einen guten Überblick über die kommende Woche gegeben hat. Falls er Dir gefallen hat, unterstütze Surplus gerne mit einem Magazin-Abo und schick diesen Newsletter gerne weiter.

Einen guten Start in die Woche 
Lukas Scholle

Lukas Scholle

Lukas Scholle ist Ökonom, Gründer und Chefredakteur von Surplus.