US-Präsident Donald Trump will Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten mit Zöllen von 25 Prozent belegen. Details sollen Anfang dieser Woche verkündet werden, wie der Republikaner vor Journalisten erklärte. Die Zölle sollten alle Länder betreffen, sagte Trump weiter – auch die Nachbarn Kanada und Mexiko. Trump sagte auf dem Flug zum Super Bowl, dass er »gegenseitige Zölle« (reciprocal tariffs) durchsetzen werde: »Ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas«, erklärte der US-Präsident. Neue Zölle auf Einfuhren aus Europa wären insbesondere für die exportstarke deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, ein Tiefschlag.
Auf die Frage eines Reporters, wann die gegenseitigen Zölle in Kraft treten würden, antwortete Trump: »nahezu sofort.« Bei den Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte blieb der Zeitpunkt zunächst offen. Details zu den neuen Abgaben für Stahl und Aluminium werde er am Montag verkünden, zu den anderen »wahrscheinlich am Dienstag oder Mittwoch«.
USA sind wichtigster Absatzmarkt für deutsche Exporteure
Die USA sind ein bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie. Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen aber in andere EU-Länder. Laut dem deutschen Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl ist Deutschland der größte Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea. Branchenübergreifend sind die USA für deutsche Exporteure der wichtigste Absatzmarkt.
Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute (AISI) für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in der Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten.
Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet werden. Trump ließ sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten angedrohter Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für mindestens 30 Tage auf.
In Bezug auf den wirtschaftlich mächtigen Rivalen China ließ der US-Präsident aber nicht mit sich reden: Strafzölle von zehn Prozent auf alle chinesischen Waren traten am Dienstag in Kraft. Nach seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus hatte Trump zudem seine Zoll-Drohung gegen die Europäische Union erneuert. In seiner zweiten Amtszeit will er die USA als Produktionsstandort stärken und das Handelsdefizit mit Europa abbauen. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU.
Die EU zeigte sich zuletzt bei einem Gipfel in Brüssel entschlossen gegenüber Trump. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigten europäische Gegenmaßnahmen an, sollten die USA zusätzliche Zölle auf EU-Waren erheben. Von EU-Diplomaten hieß es, die Europäische Kommission habe bereits vor längerer Zeit mögliche Gegenmaßnahmen vorbereitet. »Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen auf ihre Exporte«, teilte die für die Handelspolitik zuständige EU-Kommission in Brüssel mit. »Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Maßnahmen zu schützen.«
Quelle: dpa
Kommentar der Surplus-Redaktion:
Bei möglichen Gegenzöllen der EU kommt es auf deren Ausgestaltung an, damit sie nicht zu einem wirtschaftlichen Eigentor führen – wie die Energiesanktionen gegen Russland. Ambitionierte Zölle mit einem strategischen Nutzen würden zum Beispiel die Oligarchen der USA adressieren, wie es der Ungleichheitsforscher Gabriel Zucman bereits vorgeschlagen hat. Ähnlich begrüßenswert wären Schritte gegen den auch in Europa dominierenden US-Tech-Sektor oder Militärsektor. Umgekehrt wären Sanktionen auf Güter, auf die Deutschland mehr oder weniger angewiesen sind, mehr als fahrlässig. Dazu dürften vor allem LNG-Gas und Industrieimport zählen. Im Interview erklärte der Surplus-Herausgeber Adam Tooze kürzlich, dass eine Einigung zur Abwendung der Zölle darin bestehen könne, dass Deutschland mehr Gas und Rüstung aus den USA importiert. Schließlich sei die Handelsbilanz mit den USA tatsächlich zu Gunsten Europas unausgeglichen.
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