Durch den dunklen Konjunkturhimmel dringen Sonnenstrahlen: Die Gewerkschaften konnten letztes Jahr in vielen Branchen höhere Löhne durchsetzen. Verdi, IG Metall und andere verhandelten Gehälter von 12,6 Millionen Beschäftigten. Die nominalen Tariflöhne kletterten 2024 um stolze 5,5 Prozent. Das Lohnplus war damit genauso hoch wie im Vorjahr. Diese außergewöhnlich hohen Tariflohnsteigerungen übertreffen die mittleren Tariflohnzuwächse seit 2010 um das Doppelte. Ein großer tarifpolitischer Erfolg.
Sehr hohe Abschlüsse – über sechs Prozent – erstritten die Beschäftigten der Energiewirtschaft, der Stahlindustrie, des privaten Verkehrsgewerbes und des Einzelhandels. In der Metall- und Elektroindustrie und in der Bauwirtschaft konnten moderate Lohnsteigerungen durchgesetzt werden. In der krisengeschüttelten Chemieindustrie, bei Banken und Versicherungen sowie in der Druckindustrie waren die Lohnzuwächse bescheiden.
Inzwischen steigen auch wieder die Reallöhne. Die Zeiten hoher Inflation sind Dank sinkender Energiepreise Geschichte. Die Verbraucherpreise erhöhten sich letztes Jahr um nur noch 2,2 Prozent. Folglich nahmen die Reallöhne um 3,2 Prozent zu. Dieses Reallohnplus belebt den Konsum und stützt die Konjunktur. Ohne höhere Reallöhne wäre die heimische Wirtschaft noch stärker geschrumpft.
Der jüngste Reallohnzuwachs konnte aber die starken Kaufkraftverluste der vergangenen drei Jahre nur halbieren. Zur Erinnerung: Zwischen 2021 und 2023 kletterten die Preise um insgesamt fast 16 Prozent. Das war die stärkste Teuerung seit 40 Jahren. Die Beschäftigten mussten einen Reallohnverlust von 5,7 Prozent hinnehmen. Deswegen ist das preisbereinigte Tariflohnniveau heute nicht höher als vor sechs Jahren.
Eine Frage der Verteilung
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