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Das Wirtschaftsmagazin

Wasserstoff: Das Grüne vom Himmel versprechen

Grüner Wasserstoff ist für die ökologische Transformation unerlässlich. Eine neue Studie beziffert jedoch eine riesige Lücke zwischen angekündigten und realisierten Projekten.

Grüner Wasserstoff ist unerlässlich für klimaneutrale Industrie. Credit: IMAGO/snowfieldphotography

Wasserstoff ist zwar das häufigste chemische Element im Universum, aber auf der Erde herrscht noch Knappheit an seiner »grün« produzierten Variante. Dieser wird aus emissionsfreier Elektrolyse gewonnen, die von erneuerbaren Energien elektrifiziert wird. Für die Dekarbonisierung der Industrie geht am grünen Wasserstoff kein Weg vorbei, selbst wenn Friedrich Merz das noch nicht einsieht.

Doch beim Hochlauf der Wasserstoffproduktion klaffen Anspruch und Realität noch weit auseinander. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Forscher Adrian Odenweller und Falko Ueckert vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, die in der Fachzeitschrift Nature Energy veröffentlicht worden ist. Die Hauptgründe: hohe Kosten, fehlende Zahlungsbereitschaft in der Nachfrage und Investitionsrisiken. Es haben über 60 Länder Wasserstoff-Strategien entwickelt, die global zu über 1.200 angekündigten Projekten geführt haben, eine Verdreifachung in den letzten drei Jahren.

Von den in der Vergangenheit angekündigten Projekten wurden in 2023 allerdings nur 7 Prozent verwirklicht, 83 Prozent waren hinter dem Zeitplan, und 10 Prozent sind gänzlich verschwunden. Damit eröffnen sich gravierende Umsetzungslücken. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müsste sich die installierte Kapazität noch um den Faktor 380 vergrößern. An massiven Subventionen führe bis mindestens 2030 kein Weg vorbei. Die Forscher erkennen zudem ein systematisches »Erwartungsmanagement«, wo kurzfristig Ankündigungen verkleinert werden, gleichzeitig die langfristigen Versprechen hochgeschraubt werden. Vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus.

Konzentrierte Anstrengungen

Odenweller und Ueckert analysieren anhand eines Kostenvergleichs zwischen grünem Wasserstoff und seinen Hauptkonkurrenten für 90 Prozent der Anwendungen, Erdgas und »grauer« Wasserstoff, welche Subventionen es in Abhängigkeit vom CO2-Preis bräuchte, damit es wettbewerbsfähig wird. Die Rechnung zeigt deutlich: Je höher und schneller der CO2-Preis steigt, desto schneller wird grüner Wasserstoff kostenmäßig wettbewerbsfähig und desto weniger Subventionen braucht es, um den Hochlauf zu fördern. 

In einem Szenario, wo der CO2-Preis 2030 bei 150 Dollar/Tonne liegt und bis 2050 auf ungefähr 400 Dollar/Tonne steigt, bräuchte es bis 2030 im Durchschnitt 500 Milliarden Dollar globaler Subventionen. Ohne einen solchen CO2-Preisanstieg liegen die projizierten Subventionen bei 1,3 Billionen Dollar. Wem das unbezahlbar vorkommt: Jedes Jahr werden weltweit noch über 600 Milliarden Dollar für die Subventionen fossiler Energieträger ausgegeben. Diese fossilen Subventionen zum Wasserstoff umzuleiten, würde eine Zukunft mit emissionsfreien Treibstoffen sichern.

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