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Wie der Globale Süden aus der Schuldenkrise kommt

Was der Globale Süden braucht, ist ein Schuldenerlass und massive Investitionen.

August 2021: Ein Haitianer tanzt auf Trümmern, während das Land unter extremer Verschuldung leidet. Credit: Imago/CarolGuzy

Die Schuldenkrise im Globalen Süden beruht auf einem kaputten internationalen System. Aber sie spiegelt auch die Schwächen des dominanten analytischen und politischen Denkens wider – insbesondere dessen Annahmen darüber, wie Geld funktioniert. Verkannt werden die wirtschaftlichen Möglichkeiten der währungssouveränen Regierungen und die Gründe für die Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer.

Durch die Brille der Modern Monetary Theory (MMT) werden diese Mängel klar: Die Grundidee hinter der MMT ist, dass Regierungen, die ihre eigenen Währungen kontrollieren, im Gegensatz zu Haushalten oder Privatunternehmen nicht bankrott gehen können (unter der Voraussetzung, dass sie sich in ihrer eigenen Währung verschuldet haben). Da sie keinen geldpolitischen Beschränkungen unterliegen, können sie genug ausgeben, um ihre Ziele zu erreichen. Beschränkt wird diese Freiheit meist nur durch die Verfügbarkeit von Produktionskapazitäten, die die Inflationsgefahr beeinflusst.

Die MMT erklärt, warum die meisten hoch verschuldeten Länder – absolut und relativ betrachtet – nicht von der Staatspleite bedroht sind. Immerhin lag Japans Verhältnis der Staatsschulden zum BIP im letzten Jahr bei 254 Prozent, das der Vereinigten Staaten bei 144 Prozent, von Kanada bei 113 Prozent und von Großbritannien bei 104 Prozent. Aber keines dieser Länder leidet unter einer Schuldenkrise. Als Argentinien, Ecuador und Sambia 2020 ihren externen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten, lag das Verhältnis ihrer Schulden zum BIP viel niedriger.

Der Hauptunterschied ist, dass Japan, die USA, Kanada und Großbritannien geldpolitisch souverän sind: Sie haben sich in ihren eigenen nationalen Währungen verschuldet, und ihre Zentralbanken haben eine gewisse Kontrolle über die Verzinsung dieser Schulden. Die meisten Staaten des Globalen Südens sind hingegen von Insolvenz bedroht, weil sie sich in ausländischen Währungen verschuldet haben.

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